Wenn du diesen Artikel gefunden hast, überlegst du wahrscheinlich eine verrückte Wanderung zu unternehmen. Der Roraima ist sicher das, wonach du suchst. Ich hab die Reise sehr genossen und möchte dir hier meine persönlichen Erfahrungen spiegeln.

  1. Vorbereitung, Anreise und Kosten zur Roraima Expedition
  2. Tagebuch der Roraima-Wanderung
  3. Ausrüstung für die Wanderung zum Roraima
  4. Beste Reisezeit für den Roraima und Regensaison

Vorbereitung, Anreise und Kosten zur Roraima Expedition

Wir sind aus Caracas angereist. Dafür gibt es zwei Möglichkeiten:

  1. Mit dem Flugzeug von Caracas nach Puerto Ordaz und von dort weiter mit dem Geländewagen bis zum Startpunkt der Wanderung
  2. Mit dem Auto/Bus von Caracas nach Puerto Ordaz oder Ciudad Bolivar und ab dort mit dem Geländewagen in die Gran Sabana. Die Busverbindungen in Venezuela sind allerdings unsicher.

Wir haben die venezolanische Reiseagentur Café Naiguatá genutzt. Im Großen und Ganzen hat alles super geklappt. Kleinigkeiten wurden - ganz nach lateinamerikanischer Spontanität - im Vorhinein geändert. Generell ist es normal, dass viel der Informationen über WhatsApp und Instagram ablaufen.

Es gibt auch viele brasilianische Agenturen, die die Reise von Brasilien aus anbieten. Auf der Wanderung haben wir meistens nur Touristen aus Brasilien getroffen.

Brauche ich eine Agentur für die Wanderung?

Den Nationalpark Gran Sabana in dem der Tafelberg Roraima liegt, darfst du nur in Begleitung eines einheimischen Pemón begleiten. Meistens tragen die Pemón auch Gepäck und helfen bei der Wegfindung.

Eine zusätzliche Agentur ist trotzdem empfehlenswert. Diese stellen die Ausrüstung (Zelte, Kochutensilien, Essen, Mülltransport), kennen die Wege und organisieren An- und Abreise. Die Pemóns laufen zudem deutlich schneller, sodass du diese immer nur morgens und abends im Camp triffst.

Wie viel kostet die Reise zum Roraima?

Wir haben etwa 800 Dollar pro Person bezahlt (Stand Ende 2023). In dem Preis war die An- und Abreise ab Caracas inklusive. Auch die Kosten für Unterkünfte auf dem Weg wurden übernommen. Lediglich das Essen bei der An- und Abreise mussten wir selbst zahlen.

Zusätzlich müssen Kosten für die Ausrüstung (siehe meine Empfehlungen) bedacht werden. Insbesondere, wenn du noch keine gute Wander- und Campingaustattung hast, kommen hier nochmal erhebliche Kosten auf dich zu.

Anreise und Rückfahrt

Der letzte angebundene Ort vor dem Nationalpark heißt Kumarakapay (oder auch San Francisco de Yuruaní). Von Caracas bis Kumarakapay sind es etwa 1.200 km im Auto. Die zweite Hälfte der Strecke benötigt einen Geländewagen, da einige Streckenabschnitte schwer passierbar sind.

Wir wurden von der Agentur in einem Mini-Van (ähnlich zu einem VW Sprinter) bis Ciudad Bolívar gefahren. Dort hatten wir eine simple aber nette Unterkunft, um dann am nächsten Tag im Geländewagen weiter nach Kumarakapay zu fahren. Dortige Unterkunft war noch rustikaler und in Begleitung einiger Insekten (Kakerlaken 🪳) im Zimmer. Klingt aber schlimmer, als es wirklich wahr - aber ich will hier ganz ehrlich sein ;)

Auf der Rückfahrt ist das Programm entsprechend andersherum. Dir muss also bewusst sein, dass du insgesamt vier Tage im Auto verbringst. Auch wenn das Teil der Erfahrung ist - und du auf dem Weg spannende Orte und Ausblicke kennenlernst - ist das definit ein Minuspunkt.

Achja: die Toiletten auf dem Weg entsprechen nicht den höchsten hygienischen Standards. Die Spülung ist ein Wassertopf, den du ins Klo gießt.

Die Alternative, der Flug von Caracas nach Puerto Ordaz, halbiert die Autostrecke in etwa.

Tagebuch der Roraima-Wanderung

Tag 1: Durch die Savanne zum Camp Río Tek

  • Steigung: 200 Höhenmeter
  • Distanz: 12 Kilometer
  • Dauer: je nach Gruppe etwa 6 Stunden
  • Merkmale: trocken, sonnig, Graslandschaft, größtenteils flach mit einer größeren Steigung zu Beginn
  • Kleidungsempfehlung: leichte, helle Funktionskleidung (zum Sonnenschutz langärmlig)

Vom letzten Ort Kumarakapay geht es etwa eine Stunde lang im Geländewagen bis Paratepuy, ein Dorf der Pemóns, von wo aus die Wanderung startet. Ab dort sind keine Autos oder Motorräder erlaubt, auch wenn Letztere gelegentlich (angeblich für Notfälle) durch die Savanne brausen.

Ab Paratepuy geht es durch die Savanne zum ersten Camp. In unserem Fall war das das Campamento Río Tek. Einige Touren gehen noch ein wenig weiter (und durch zwei Flüsse), um im Campamento Río Kukenán Halt zu machen.

Auch wenn Campamento wie Campingplatz klingt, hat es damit nicht viel zu tun. Es gibt eine Fläche zum Zelten und zwei Hütten. In diesen schlafen und kochen die Pemón und lagern dort Essen. Die Dusche ist der Fluss und die Toilette ein Beutel.

Insbesondere am ersten und zweiten Tag solltest du unbedingt an Sonnen- und Insektenschutz denken! Insektenschutz aus anderen Ländern funktioniert übrigens nicht. Venezolanischen Mücken haben andere Vorlieben 😅

Tag 2: Durch Flüsse und zum Fuß vom Roraima

  • Steigung: 800 Höhenmeter
  • Distanz: 12 Kilometer
  • Dauer: je nach Gruppe etwa 6 Stunden
  • Merkmale: trocken, sonnig, Graslandschaft, gegen Ende konstante leichte Steigung, zwei Flussdurchquerungen
  • Kleidungsempfehlung: leichte, helle Funktionskleidung (zum Insekten- und Sonnenschutz langärmlig)

Da wir im Campamento Río Tek übernachtet haben, haben wir die Wanderung mit der Durchquerung des Flusses namens - Trommelwirbel- Tek gestartet. Dies ist am sichersten auf Socken, dass heißt du solltest trockene Socken griffbereit haben, um diese danach zu tauschen.

Nach etwa einem Kilometer folgt der zweite Fluss - Río Kukenán - der auf gleiche Weise durchquert wird. Beide haben große Steine auf denen due etwa 10-20 Zentimeter im Wasser durch den Fluss läufst.

🦟 Gerade bei den Flüssen gibt es viele und sehr fiese Mücken

Danach geht es weiter durch die bekannte Graslandschaft Richtung Tafelberg. Gegen Ende der Wanderung wird dann aus einer leicht konstanten Steigerung ein finaler längerer Aufstieg. Zwar noch ohne großes klettern, aber gerade nach den ersten zwei Tagen doch anstrengend.

Das Campamento Base liegt dafür schon direkt am Tepui Roraima. Von hier aus lässt sich die beeindruckende Steilwand betrachten. Etwa 10 Minuten vom Camp entfernt gibt es eine kleine und sehr kalte Badestelle zum Erfrischen nach dem anstrengenden Tag.

Tag 3: Aufstieg zum Roraima

  • Steigung: 1.000 Höhenmeter
  • Distanz: 6 Kilometer
  • Dauer: je nach Gruppe etwa 7 Stunden
  • Merkmale: tropisch, waldig, konstante starke Steigung
  • Kleidungsempfehlung: leichte, helle Funktionskleidung (Insekten- und Sonnenschutz nur im geringem Maße nötig)

Endlich geht es nach oben. Zunächst klimmst du im Urwald und über steile Erdabhänge, später wird es dann über grobe Felsen und Steine gehen. Gerade, wenn es geregnet hat kann der erste Teil dieses Tages rutschig und schwierig sein.

Der Aufstieg, auch liebevoll la rampa (die Rampe) genannt ist die einzige Möglichkeit den Roraima ohne Kletterausrüstung zu besteigen. Es handelt sich um einen natürlich Zugang über Geröll. An der engsten Stelle ist die Rampe etwa 5 Meter breit.

Zwischendurch passierst du kleinere Wasserfälle an der Felswand und hast schon jetzt atemberaubende Blicke: In die Ferne als auch den 500 Meter hohenFelsabhang nach oben.

Oben angekommen geht es dann Richtung Hotel. Hotel? Ja, richtig gelesen. Allerdings werden die verschiedenen Höhlen auf dem Roraima Hoteles genannt. In diesen Höhlen werden dann die Zelte aufgebaut.

Tag 4: Ausblicke vom Roraima genießen

Ab hier sind viele Touren unterschiedlich. Die Touren aus Brasilien wandern auf dem Tafelberg selbst noch bis zur brasilianischen Grenze. Der Roraima-Tepui hat eine Oberfläche von 31 km² - hier kann man also auch noch einige Tage wandern.

Wir hingegen sind im gleichen Hotel geblieben und haben einen Tagesausflug ohne Gepäck gemacht. Auf dem Programm die meistfotografierten Orte des Berges.

Sehenswürdigkeiten auf dem Roraima

  • La Ventana: Von hier aus gibt es unbestreitbar den spektakulärsten Ausblick. Auf einem Felsvorsprung ist es möglich sowohl in den Abgrund zu schauen, als auch den Kukenán-Tafelberg direkt nebem dem Roraima zu sehen. Meistens gibt es Wolkenformationen zwischen den Bergen, sodass man über den Wolken steht.
  • Los Jacuzzis: Natürlich Felsbecken gefüllt mit klarem und kühlen Wasser. Eine schöne Möglichkeit zu baden und Wäschen zu waschen. Die Becken selbst sehen gelb bis grün aus, wobei das Wasser rein und klar ist.
  • El Meverick: Der höchste Punkt des Roraimas. Laut den Pemón wurde die Felsformation aufgrund seiner Form nach dem Automodell Ford Maverick benannt. Auf den Roraima zulaufend sieht die Felsformation aus wie ein Auto im Profil.
  • Punto Triple: Der Punkt an dem die Grenzen von Brasilien, Venezuela und Guayana zusammenlaufen. Venezuela erkennt die Grenze zu Guayana im Übrigen nicht an, aus venezolanischer Sicht handelt es sich also genau genommen gar nicht um einen Punto Triple. Diese Punkt haben wir auf der Wanderung nicht gesehen, da dieser weit entfernt vom Aufstieg zum Roraima ist.

Tag 5 bis 7: Abstieg und Rückkehr

Auch hier unterscheiden sich einige Touren. Manche machen den Abstieg (bei uns ein gesamter Tag) und den Weg bis zum Camp Río Tek an einem Tag.

Wir hingegen haben den Abstieg an einem Tag vollzogen. Das dauert in etwa drei bis vier Stunden. Es wäre also noch genug Zeit, um direkt weiter zu wandern, allerdings spürt man insbesondere den Weg runter mit Gepäck in den Gelenken. Um starke Knieschmerzen zu vermeiden, fand ich die Pause sehr gut.

Ausrüstung für die Wanderung zum Roraima

Wasserfilter & Wasserflaschen

Es gibt immer wieder Bäche, in denen du dein Wasser während der Wanderung auffüllen kannst. Deswegen reicht ein Behälter von 1 bis 1,5 Litern eigentlich. Da nicht immer Zugang zu fließendem Wasser vorhanden ist, ergibt es Sinn Wasserfilter zu kaufen.

Camping: Isomatte und Schlafsack

Auch, wenn die Venezolaner von eisigen Temperaturen auf dem Roraima sprechen, unterschreiten diese kaum 10 °C in der Nacht. Ein guter Schlafsack ist natürlich trotzdem Pflicht. Vergleiche auch die Temperaturen beim Roraima

Kineseo-Tape und Erste-Hilfe-Set.

Du bist mitten in der großen Savanneh unterwegs, fernab von größeren Ortschaften. Nimm die unbedingt ein Erste-Hilfe-Set und Kineseo-Tape mit. Falls du umknickst oder dich schneidest, solltest du dich selbst versorgen können.

Wanderschuhe und Vaseline/Talg

Wenig überraschend, aber investiere in vernünftige Wanderschuhe. Kaufe sie nicht nur vor der Reise, sondern laufe diese auch schon vorher ein.

Pro Tipp: Creme deine Füße an jedem Morgen mit Vaseline oder Talg ein, bevor du Socken und Schuhe anziehst. In unserer Gruppe hat der Tipp dazu geführt, dass von 7 Personen sich niemand auch nur eine Blase gelaufen hat.

Rucksack min. 60L und Karabinerhaken

Achte bei deinem Rucksack auf ein paar praktische Merkmale

  • Wasser sollte leicht zugänglich sein. Du brauchst also eine Möglichkeit die Flasche außen einzustecken.
  • Kleinere Fächer für alltägliches, z.B. Snacks, Sonnencreme und Brille
  • Möglichkeiten voluminöse Gegenstände, wie z.B. die Isomatte draußen anzuschnallen
  • Du brauchst auf jeden Fall einen Beckengurt. Dieser nimmt viel Gewicht von den Schultern.
  • Pack auch Karabinerhaken, Duck-Tape und Tüten ein, damit du beim Packen improvisieren kannst.

Repelente, Fenestil

Gaaaaanz wichtig gegen die Mücken und sogenannten Puri Puri (Kriebelmücken). Die Puri Puri sind wirklich kaum zu vermeiden und verursachen schlimmere Stiche als jede Mücke.

Da die tropischen Insekten andere Vorlieben haben, benötigst du auch tropisches Mückenschutzmittel.

Beste Reisezeit für den Roraima und Regensaison

Die Touren sind ganzjährige möglich. Besonders schön ist es allerdings im Oktober bis Januar (Sommer in Venezuela). Im September sind besonders viele Mücken unterwegs (das durften wir feststellen).

Temperaturen in der Gran Sabana auf dem Weg zum Roraima

Während der Wanderung gibt es Tageshöchsttemperaturen zwischen 26°C und 30°C, je nach Saison. In der Nacht kühlt es sich abhängig von der Jahreszeit auf 16°C bis 18°C Grad ab.

Am heißesten ist es zwischen Oktober und März. Die kühlsten Monate sind Juni, Juli und August. Meist ist es windstill oder nur sehr leicht windig.

Temperaturen auf dem Roraima

Auf dem Roraima ist es deutlich kühler als in der Gran Sabana, schließlich liegen etwa 1.800 Höhenmeter zwischen beiden Regionen.

Im Schnitt ist es auf dem Roraima etwa 10°C kühler als in der Gran Sabana. Du solltest mit Tageshöchsttemperaturen zwischen 16°C und 20°C rechnen, abhängig vom Reisemonat. In der Nacht kühlt es sich abhängig von der Jahreszeit auf 6°C bis 8°C Grad ab.

Auf dem Berg ist es sehr windig, die gefühlte Temperatur liegt also noch etwas darunter. Die Zelte sind allerdings in Höhlen, weswegen dort kein Wind (oder Regen) entsteht.

Regensaison Roraima

Am meisten Niederschlag gibt es im venezolanischen Sommer. Von April bis August ist Regensaison. Im Dezember bis März fällt deutlich weniger Regen.

Der tropische Regen meist sehr stark. Wir hatten das Glück, dass es nur nachts geregnet hat und die Zelte dicht gehalten haben. Du solltest auf jeden Fall den Rucksack wasserfest einpacken.